Mittwoch, 10. August 2011

Das Ende unserer Weltreise

Am Freitag, den 05.08.2011, fahren wir um 8:45 Uhr von Wesel ab. Es ist stark bewölkt und etwas windig, das Wetter passt zu dem unguten Gefühl, heute 75 km Rhein fahren zu müssen. Wir passieren Rees, wo wir im vergangenen Jahr auf der Hinfahrt wegen schlechten Wetters 2 Tage gelegen haben und fahren an dem Kernkraftwerk Kalkar vorbei, das ein großer Freizeitpark ist. Im "Wunderland Kalkar" kann die unglaubliche Geschichte von der Verwandlung eines Kernkraftwerkes (welches nie ans Netz gegangen ist!) zu einem der größten Erholungs- und Tagungszentren Deutschlands in vielfältiger Art und Weise erlebt werden. 
Leider habe ich wegen des unruhigen Wassers keine Fotos gemacht, nur ein paar Szenen gefilmt und mich dabei krampfhaft festgehalten!
Es kommen uns ein paar große Frachter und Schuber entgegen, die solche Wellen verursachen, dass unsere arme Nussi nur noch in die Wellen eintaucht und wieder rauskommt, ein Rauf und Runter!
Mittags kommen wir in De Bijland an, dem 1. Hafen in Holland, wo wir auftanken. Der Tankwart erzählt, dass er schon eine Frau erlebt hat, die ein Taxi rufen ließ und sich weigerte, auch nur noch einen Meter Waal (wie der Rhein hier heißt) mit dem Schiff zu fahren. Ich kann es ihr gut nachfühlen, aber ich kann doch meinen Günter nicht allein lassen!
Also weiter, der einzige Vorteil rheinab zu fahren ist, dass man fast doppelt so schnell ist wie aufwärts.
Kurz vor Nijmegen, also kurz bevor wir vom Waal in den Maas-Waal-Kanal abbiegen, kommt uns ein Flusskreuzer von Nicko Tours entgegen. Solche Wellen haben wir bisher nicht gekannt. Nussi steht fast senkrecht im Wasser, das Kreuzfahrtschiff ist schon lange nicht mehr zu sehen, als die Wellen uns noch immer tanzen lassen. Ein Frachter hinter uns hat sich das ganze Spiel wohl beguckt und Mitleid mit uns. Als wir ca. 1 km vor der Ausfahrt in den Kanal  auf die andere Flussseite wechseln, setzt er seine blaue Tafel, das bedeutet, dass die ihm entgegenkommenden Schiffe auf der gekennzeichneten Seite an ihm vorbeifahren müssen und so haben wir wenigstens das letzte Stück Ruhe und fahren geschützt hinter ihm. Danke unbekannter Berufsschiffer!
Mit der Einfahrt in den Maas-Waal-Kanal herrscht Ruhe, Gottseidank! Wenigstens unser Schleusenglück hat uns nicht verlassen. Ich rufe den Schleusenwärter an und wir können direkt ohne Wartezeit hinter einem Frachter in die Schleuse einfahren. 
An dieser Stelle möchte ich kurz erklären, wie man eine Schleuse anruft:
Als Berufsschiff muss man Funk an Bord haben, als Sportschiff kann man, wir haben. Jede Schleuse hat eine eigene 2stellige Rufnummer, kleinere Schleusen, die keinen Funk haben, kann man telefonisch erreichen. Man stellt an seinem Funkgerät den Kanal der Schleuse ein, die Nummer findet man zum Einen  in der Wasserkarte und zum Anderen auf einem Schild am Ufer. Dann ruft man die Schleuse namentlich an, meldet sich mit seinem Schiffsnamen, gibt an, ob man zu Berg oder zu Tal fährt und meldet an, dass man schleusen möchte. Alles klar?
Unterwegs hat man übrigens auch sein Funkgerät an und zwar auf einem vorgegebenen  Kanal, auf dem man sich von Schiff zu Schiff unterhalten kann und wo man auch eventuelle Verkehrsstörungen mitteilen kann. 

Nach ca. 15 km kommen wir wohlbehalten im Yachthafen Eldorado in Plasmolen an. Hier waren wir vor 10 Jahren zum letzten Mal und sind erstaunt, wie der Hafen vergrößert wurde, nicht wiederzuerkennen. 

Yachthafen Eldorado

Plasmolen ist ein ganz kleines Örtchen, mit mehreren Restaurants  (ich hatte ganz vergessen, wie hübsch alle holländischen Orte sind). Uns war nach Pfannekuchen und so gingen wir zum Pannekoekenbakker. Anschließend genehmigen wir uns gegenüber aus der Eisdiele noch ein Eis auf der Hand, das haben wir uns heute verdient!


Am Samstag, den 06.08.2011, frühstücken wir erstmal gemütlich, dann geht es weiter, die letzten 33 km bis zu unserem Heimathafen t`Leuken. Es ist sehr bedeckt, aber schwül-warm. Die letzte Schleuse, natürlich anrufen - reinfahren, und das ganz allein!
Um 13 Uhr sind wir am Ziel, unsere "Weltreise" ist zu Ende.
Ich bin ein bisschen traurig, denn es war wirklich sehr, sehr schön und wir haben unheimlich viel gesehen und nette Menschen kennengelernt. 
Aber alles hat einmal ein Ende und es ist natürlich auch schön, wieder nach hause zu kommen.
Wir können noch nicht auf unseren Platz, da dort bis morgen noch ein Gast liegt.
Yachthafen t`Leuken
Unsere Bekannten im Hafen sind alle in Urlaub, aber am Steg werden wir von Christel und Rolf  empfangen und zu einer Tasse Kaffee eingeladen, worüber wir uns sehr gefreut haben.
Anschließend ist packen angesagt.

Am Sonntag, den 07.08.2011, legen wir Nussi auf unseren Liegeplatz um. 
Gegen Mittag werden wir von Katrin und Markus mit unserem Auto abgeholt und ab geht`s nach hause.
Abends kommt noch Frau Nichtschmitt, die mich zum Schreiben des Blogs animiert hatte und wir gehen zum Abschluss alle zusammen essen.


An dieser Stelle möchten wir uns nochmal ganz herzlich bei den guten Geistern bedanken, die sich voriges und dieses Jahr um Haus und Hof gekümmert und somit eigentlich unsere "Weltreise" erst möglich gemacht haben.


Auch ein Dankeschön an die Leser des Blogs, durch die erhaltenen Kommentare hat das Schreiben des Tagebuchs noch viel mehr Spaß gemacht, da wir gesehen haben, dass wir auch zum Teil wildfremden Menschen damit ein bisschen Freude machen konnten.


Donnerstag, 4. August 2011

Es geht dem Ende zu!

Am Montag, den 01.08.2011, fahren wir bei schönstem Wetter aus der Marina Recke los. Wir haben jetzt noch knapp 13 km Mittellandkanal, dann kommen wir auf den Dortmund-Ems-Kanal.

Einmündung des Mittellandkanals in den Dortmund-Ems-Kanal

Dort liegt in der Alten Fahrt die Marina Fuestrup, die uns als sehr schön empfohlen wurde. Und wirklich, in dem Seitenarm liegen links die Schiffe am Ufer, rechts an Stegen. Damit die Leute von der Uferseite auf die Halbinselseite kommen, hat der Besitzer eine kleine Fähre installiert, die man selbst bedient und sich übersetzt.

Fähre der Marina Fuestrup


Liegeplätze in der Marina

Auf der Inselseite ist noch ein wunderschöner Wohnmobil-Stellplatz mit Blick auf den Kanal. Das Wasser des Kanals ist sehr sauber und hat fast Trinkwasserqualität, erstaunlich. Das nütze ich natürlich aus und gehe bei dem schönen Wetter schwimmen. Abends essen wir dann gut und günstig im Hafenrestaurant.

Am Dienstag, den 02.08.2011, fahren wir weiter, nach ein paar Kilometern geht es durch die Schleuse Münster, für uns die einzige Schleuse auf dem Dortmund-Ems-Kanal. Wir hatten ursprünglich vorgehabt, in Münster im Stadthafen zu übernachten, wurden jedoch mehrfach davor gewarnt. Die Anleger liegen mitten in der Stadt, was für eine Stadtbesichtigung sehr praktisch ist, aber es haben sich einige Szene-Kneipen und eine Disko etabliert und da sollen viele Jugendliche unter Alkoholeinfluss den Schiffen böse Streiche spielen. Also fahren wir bis zum Motorclub Kanalstadt Datteln, der ruhig in einem Seitenarm liegt.

MC Kanalstadt Datteln


Am nächsten Morgen geht es weiter, nach ca. 30 km verlassen wir nun auch den Dortmund-Ems-Kanal und fahren durch die Schleuse Datteln in den Wesel-Datteln-Kanal.

Schleuse Datteln

Unser Schleusenglück hat uns nicht verlassen, wir können sofort einfahren, das gleiche in der nächsten Schleuse. Kurz dahinter ist unser Tagesziel, die Marina Flaesheim erreicht. Hier haben wir bereits auf der Hinfahrt übernachtet und es hat uns sehr gut gefallen. Der Hafen liegt vom Kanal weg in einem ehemaligen Baggersee, zu der Anlage gehört ein großer Campingplatz und ein schönes Restaurant.

Marina Flaesheim

Auch hier kann ich wieder ins Wasser und abends essen wir im Hafenrestaurant.

Am Donnerstag, den 04.08.2011, haben wir 50 km Kanal und 4 Schleusen vor uns. Jedesmal, wenn ich die Schleuse anrufe, fährt gerade ein Frachter raus und wir können allein einfahren und werden geschleust. 

Auf dem Wesel-Datteln-Kanal

So brauchen wir für die 50 km und 4 Schleusen nur 5 1/2 Stunden, Superzeit. Nach der letzten Schleuse die Einfahrt in meinen geliebten, beim Bootfahren aber gehassten Rhein! Als hätten sich alle verabredet, kommen uns ein langer Schuber, ein riesiges Containerschiff und ein Frachter entgegen, vor uns sind 2 Frachter und alles quält sich bei ziemlich niedrigem Wasser unter einer Brücke her. Der Rhein ist nur noch ganz schmal, unsere Nussi wird hin und her geworfen, Horror! 

Auf dem Rhein

Das Ganze dauert heute allerdings nur 3 km, da wir in dem Yacht Club Wesel übernachten wollen. Der liegt in einem Seitenarm, ganz ruhig, nur das Tuckern der Frachter hört man. 
Es ist wieder sehr warm heute und so nutze ich die Gelegenheit, nochmal zu schwimmen.
Morgen sind 50 km Rhein vorgesehen bis De Bijland. Dort sind wir dann schon in Holland und vom Rest werde ich berichten, wenn wir wieder zu hause sind, da ich in Holland nicht ins Internet komme.

Yachtclub Wesel