Donnerstag, 30. Juni 2011

Von Fürstenberg bis Zehdenick

Es ist nicht so, dass ich keine Lust habe zum Schreiben, aber wenn die Verbindung zum Internet so schwach ist, dass jedes Laden endlos dauert, habe ich einfach keinen Bock!

Am Donnerstag, den 23.06.2011, fahren wir bei nur 17° und bedecktem Himmel vom Flecken Zechlin weg und sind nach ca. 1 1/2 Stunden in der Marina Wolfsbruch. Das ist eine Hotel-Ferienhaus-Yachthafen-Anlage der Best Western Kette, auch sehr schön gemacht, wenn auch nicht so spektakulär wie das Hafendorf Rheinsberg. Dafür gibt es hier eine Erlebnis-Wasserwelt "Kaskaden", wo wir es uns 2 Stunden haben gutgehen lassen.

Marina Wolfsbruch

Abends fahren wir mit dem Rad in den Ort Kleinzerlang und finden dort im "Hühnerhof" eine ganz urige Gaststätte, vor 2 Jahren von einem jungen Ehepaar eröffnet, wo wir sehr gut und preiswert gegessen haben. (Die Preise in unserer Marina waren übrigens doppelt so hoch, aber es kann nicht sein, dass es doppelt so gut geschmeckt hätte!) Die junge Wirtin zeigte uns Bilder, wie das Haus und Grundstück aussahen, als sie es gekauft haben, es steckt mit Sicherheit eine wahnsinnige Arbeit drin, ist aber wirklich sehr schön geworden. Sie freute sich sehr über unser Lob.

Am nächsten Tag, Freitag, den 24.06.2011, fahren wir weiter in den Yachthafen Fürstenberg. Es sind dahin 4 Schleusen zu bewältigen.Wir finden einen schönen Liegeplatz und kommen mit unseren Nachbarn, einem Ehepaar in unserem Alter aus Wedel ins Gespräch. Sie fahren schon seit 1996 mit ihrem Schiff alle 2 Jahre in den Osten Deutschlands und kennen sich etwas aus. Von ihnen erfahren wir, dass es im Ort das ehemalige Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück gibt, was man besichtigen kann. 
Am Samstag, den 25.06.2011 fahren wir in den Ort, um etwas einzukaufen. Nachmittags radeln wir dann nach Ravensbrück, nachdem wir lange überlegt haben, ob wir uns das überhaupt antun sollen.
Es gibt im Grunde nicht viel zu sehen, die Wohngebäude der Aufseherinnen werden heute als Jugendbegegnungsstätte genutzt, auf einem riesigen Gelände, wo die Baracken der "Gefangenen" standen, ist nur noch eine Reihe zu sehen, es gibt eine "Produktionsstätte, wo die Zwangsarbeiten (z.B. Schneiderei) ausgeführt wurden, aber das ganze Gelände ist so bedrückend, weil man versucht sich vorzustellen, was sich hier vor nunmehr 65 - 70 Jahren abgespielt hat. Man kann es sich nicht vorstellen, trotz der Fotos der Frauen an der Wand, des Gedenkbuchs mit Namen eines Bruchteils der Menschen, die dort gefangen waren, keiner kennt die genaue Zahl. Ganz schlimm für mich war das Krematorium, die Gaskammer, die sich daneben befand, ist nicht mehr da. Das Lager wurde bis 1993 von der sowjetischen Armee genutzt, bis auf das Areal, das von der DDR bereits 1959 als Gedenkstätte eingerichtet wurde. Günter sagte am nächsten Tag, er habe abends nicht einschlafen können, da er immer wieder an das Gesehene denken musste.

Gelände mit Baracken

Am Abend unterhalten wir uns von Schiff zu Schiff mit unseren Nachbarn, es tut gut, auch mal mit anderen Leuten als nur mit seinem Partner zu reden!
Am Sonntag, den 26.06.2011, fragen unsere Wedeler, ob wir nicht Lust haben, mit Ihnen auf einem nahe gelegenen See zu ankern. Sie tun das oft, der Anker unserer Nussi hat in 15 Jahren nicht einmal Wasser gespürt! Ich fühle mich an Land, bzw. auf dem Schiff mit dem Land verbunden, einfach wohler, aber warum nicht mal probieren. Erst ist aber Formel 1 angesagt und wir sagen zu, danach nachzukommen. Gesagt, getan, gegen 16.30 Uhr fahren wir los und sind nur 1/2 Stunde später im Stolpsee. Das Wetter ist nicht berauschend, aber windstill. Am Abend kommen die beiden mit ihrem Ruderboot zu uns und wir sitzen wieder zusammen und schnacken.

Am nächsten Morgen, Montag, den 27.06.2011, werden wir kurz nach 4 Uhr wach, es ist schon hell, wenn auch die Sonne noch nicht aufgegangen  ist, die Vögel singen, sonst vollkommene Stille, herrlich!
4.11 Uhr am Stolpsee
Um kurz nach 5 bin ich immer noch wach, jetzt geht die Sonne gerade auf.
5.05 Uhr
Für heute ist schönes Wetter angesagt. Die Wedeler fahren weiter, wir sind uns noch nicht ganz schlüssig, ob und wohin wir fahren wollen. Um 10.30 Uhr legen wir dann aber doch ab mit dem Ziel Lankensee, das heißt, wir machen einen Abstecher von der Havel in die Templiner Gewässer. Wir haben 5 Schleusen zu bewältigen, die letzte ist eine alte handbetriebene Schleuse von 1909 mit schrägen Wänden, in die man auf eine Seite eine Spundwand gesetzt hat, damit man besser festmachen kann.

Schleuse Kannenburg
Hinter der Schleuse machen wir fest, da sich hier mitten in der Wildnis ein Lokal befindet und wir beschließen, dort etwas zu essen. Das Schiff hinter uns macht ebenfalls fest und begleitet uns. Dabei ist ein riesiger brauner Neufundländer namens Clarence!

Der Bootshund Clarence
Nachdem wir gut gegessen haben, fahren wir noch ein Stückchen weiter in den Lankensee, um wiederum zu ankern. Es hat Spaß gemacht! Das Wetter ist super und es gibt nichts schöneres, als vor Anker zu liegen und vom Boot aus direkt ins Wasser zu können.

Lankensee
Am Dienstag, den 28.06.2011, fahren wir nach Templin. Dort erwartet uns in dem sehr schönen Stadthafen das Ehepaar aus Wedel, sie haben dem Hafenmeister gesagt, dass wir kommen, sonst wäre es wahrscheinlich eng für uns geworden.

Stadthafen Templin

Wir spazieren in den Ort, der sehr hübsch ist. Templin hat eine vollständig erhaltene mittelalterliche Stadtmauer, die ab 1990 renoviert wurde.

Pionierbrücke
Stadtbesichtigung! Wir verbringen wieder einen sehr netten Abend, wenn man gleiche Interessen hat, ist es gar nicht schwer, Gesprächsthemen zu finden.

Am Mittwoch, den 29.06.2011, soll es wieder sehr heiß werden. Also wollen wir nicht in dem Städtchen liegen bleiben, sondern weiterfahren. Es stellt sich als sehr angenehm heraus, im Schatten zu sitzen und etwas Fahrtwind zu haben, es ist sehr gut auszuhalten. Ein Ehepaar, das wir schon seit Grabow (der Ort mit den Küsschen!) immer wieder unterwegs getroffen haben, gab uns einen Tipp zum Anlegen für diesen Tag. Nach ca. 3 Stunden Fahrt kommen wir nach Burgwall, ein Dörfchen, das zu Zehdenick gehört. Dort liegt an der Havel ein altes Fährhaus, bis zum Bau einer Brücke 1968 gab es noch eine Fähre, heute eine Gaststätte, die sich seit 1930 in Familienbesitz befindet. Man hat ein Stück Havelufer gepachtet, wo Schiffe anlegen können, Stromanschlüsse verlegt, Toiletten und Duschen gibt`s im Gasthaus. Wenn man dort ein warmes Essen bestellt, kostet die Übernachtung nichts. Dieser Platz ist ideal zum Anlegen bei 33°. Man kann sich seinen Sonnenschirm auf die Wiese stellen und sitzt im Schatten und kann außerdem ins Wasser.

Anleger am Fährhaus in Burgwall
Am Abend essen wir sehr lecker (allerdings drinnen, im Biergarten ist es nicht auszuhalten), das Essen ist sehr preiswert, ebenfalls die Getränke.

Am Donnerstag, den 30.06.2011, ist tatsächlich die Voraussage des Wetterberichts eingetroffen, es ist kalt, 15° (gestern 33°) es nieselt. Wir fahren ca. 3 km weiter zu dem Ziegeleipark Mildenberg, ebenfalls ein Ortsteil von Zehdenick. Wir legen im neuen Hafen an, dieser gefällt mir allerdings gar nicht. Einfach ein gemauertes Hafenbecken, nichts drum und dran und dann noch Regen! Wir beschließen, uns den Ziegeleipark anzusehen und dann weiterzusehen. (Link: http://www.ziegeleipark.de/) Der Eingang befindet sich unmittelbar am Hafen. Als erstes fahren wir mit der Ziegeleibahn ca. 45 Min. durch den Park mit mehreren Stopps. Anschließend gehen wir zu Fuß zu einigen Gebäuden, in denen sich Ausstellungen befinden. Man kann in den Ringofen gehen, in dem die Ziegel gebrannt wurden, es gibt alte Werkstätten zu besichtigen, die Zieglerkaserne, wo vor allem die Wanderarbeiter gelebt haben. Überall werden Bilder und Filme über die körperlich sehr harte Arbeit gezeigt, es waren auffällig viele Frauen beschäftigt.

Alte Werkstätten

Trockenschuppen
Nach der sehr interessanten Besichtigung gehen wir zum Schiff zurück. Im Hafen befindet sich übrigens die Fa. freecamper. Man kann mit seinem eigenen Wohnwagen auf ein Floß mit Motor fahren und praktisch Hausbootferien mit seiner eigenen Unterkunft verbringen. Das muss man gesehen haben! Link: http://www.freecamper.de/

Das Wetter ist weiter mies, der Hafen nicht schöner geworden, also legen wir ab und fahren weiter bis in den Stadthafen Zehdenick. Und wen treffen wir dort? Unser nettes Ehepaar aus Wedel! Wir werden mit einer Tasse heißem Tee begrüßt und hier finde ich nun endlich Gelegenheit, mal wieder Blog zu schreiben.
Es gibt übrigens Bilder zum letzten Post!